Neurogene Skoliosen

Neuromuskuläre Wirbelsäulenerkrankungen sind gekennzeichnet durch mangelnde Körperkontrolle, unzureichende Stabilisierung des Rumpfes sowie muskuläre Insuffizienz. Infolgedessen kommt es zu einer permanenten Fehlhaltung.

Mithilfe der stabilisierenden Wirkung eines Korsetts erhält der Patient eine optimierte Rumpfhaltung und somit eine bessere Rumpfkontrolle. Dies wiederum verbessert Kopfhaltung und Einsatzmöglichkeit der Arme. Die Kommunikationsfähigkeit wird positiv beeinflusst und mehr Selbständigkeit im Alltag erreicht. Da motorische Fähigkeiten durch die Orthese unterstützt werden sollen, ist – je nach Krankheitsbild – die Versorgung mit einer individuell angefertigten Rumpforthese angezeigt. Diese besteht aus unterschiedlichen flexiblen Materialien mit stützender, korrigierender und/oder entlastender Funktion. Ein Kompromiss aus Korrektur und Alltagstauglichkeit steht dabei im Fokus. So muss z. B. im Einzelfall auf eine maximale Korrektur im Brustwirbelsäulenbereich verzichtet werden, wenn dadurch das Antreiben der Rollstuhlräder unmöglich wird. Die Beckenfassung kann kürzer gestaltet werden, damit langes Sitzen im Rollstuhl angenehmer ist. Stoma- und Sondenausgänge werden ausgespart und ermöglichen so einen üblichen Alltagsablauf.

Die Tragezeit der Orthese soll so hoch wie möglich sein. Deshalb empfehlen wir, Bezugspersonen in Kindergarten, Schule und Arbeitsplatz in das korrekte Anlegen der Orthese einzuweisen. Anders als bei den meisten Skoliosen bedeutet bei neurogenen Skoliosen der Wachstumsabschluss nicht das Ende der Behandlung. Die gelähmte oder spastische Muskulatur führt dauerhaft zu Asymmetrien der Rückenmuskulatur, welche die Skoliose hervorrufen. Dieser Zustand ändert sich auch im höheren Alter nicht. Die Rumpforthese wird somit zum lebenslangen, hilfreichen Begleiter.

Beispiel einer korrigierenden Orthese